Zum Inhalt springen

Christliche Kunst im Knast

JVA--IKONENMALEREI--KUTSCH-MEYER
Datum:
Veröffentlicht: 4.9.09
Von:
gel

Beim ersten Ikonen-Kurs in der Justizvollzugsanstalt Bamberg malten Häftlinge Gottesmutter oder Christus als Weltenherrscher – Begeisterte Rückmeldungen – Weiterer Kurs geplant

Bamberg (gel). Beim ersten Ikonenmalkurs in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Bamberg haben alle Teilnehmer einen großen Erfolg verzeichnet: Jeder hat binnen einer Woche sein Bild von der Gottesmutter oder von Jesus Christus fertiggestellt. „Ich bin überrascht von den schönen Ergebnissen. Die eigene Ikone ist ein toller Erfolg – und außerdem eine schöne Erinnerung, die die Insassen nach der Entlassung mitnehmen können“, betonte der Leitende Regierungsdirektor in der JVA Bamberg, Hans Lange, bei der Präsentation der Werke Mitte August. Sein besonderer Dank galt dem katholischen Gefängnisseelsorger Michael Kutsch-Meyer für die Organisation und Maria Münzel für die künstlerische Leitung des Kurses.

Bamberg (gel). Beim ersten Ikonenmalkurs in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Bamberg haben alle Teilnehmer einen großen Erfolg verzeichnet: Jeder hat binnen einer Woche sein Bild von der Gottesmutter oder von Jesus Christus fertiggestellt. „Ich bin überrascht von den schönen Ergebnissen. Die eigene Ikone ist ein toller Erfolg – und außerdem eine schöne Erinnerung, die die Insassen nach der Entlassung mitnehmen können“, betonte der Leitende Regierungsdirektor in der JVA Bamberg, Hans Lange, bei der Präsentation der Werke Mitte August. Sein besonderer Dank galt dem katholischen Gefängnisseelsorger Michael Kutsch-Meyer für die Organisation und Maria Münzel für die künstlerische Leitung des Kurses.

Wie aber kam es zur christlichen Kunst im Knast? „Viele Männer hier malen oder zeichnen“, erklärt Gefängnisseelsorger Kutsch-Meyer. Also gewann er Ikonenmalerin Maria Münzel für einen Ikonen-Malkurs in der JVA. „Es ging alles ganz schnell“, erinnert sich diese. Binnen einer Woche hatten sich sieben Teilnehmer für den Kurs entschieden und ihren Beitrag für die Materialien geleistet. Maria Münzel und Michael Kutsch-Meyer machten sich an die Vorbereitung. Sie besorgten von den Pinseln über Farbbehälter, Pigmente, Transfergold bis hin zu den Ikonenbrettern alles Nötige und richteten Arbeitsplätze in der Anstaltskirche ein.

Als Einführung hielt Maria Münzel einen Vortrag über die Ikonenmalerei, zu dem gut 30 Gefangene kamen. Mit sieben von ihnen arbeitete Maria Münzel weiter. Eine Woche lang malten die Männer je drei Stunden an ihren Bildern, die entweder die Gottesmutter von Kasan oder Christus als Weltenherrscher (Pantokrator) zum Vorbild hatten. Keiner von ihnen hatte Erfahrung mit dieser Maltechnik. Alle versuchten aber, ihrer künstlerischen Vorlage möglichst nahe zu kommen. Dennoch wirkt jede Ikone in ihren Details anders, zum Beispiel bei den Lichtreflexen, der Gestaltung der Beschriftung oder dem Gewandschmuck. Nach dem Vergolden trugen die Männer die Farben in vielen Schichten auf. Maria Münzel sah sich vor Herausforderungen gestellt: Die Zeit war knapp bemessen, sie hätte den Häftlingen gerne mehr erklärt und ihnen das Handwerk der Ikonenmalerei noch näher gebracht. „Aber die Gruppe hat mir Mut gemacht, das Projekt weiterzuführen. Die Leute waren superengagiert, sie haben sich gegenseitig weitergebracht und sind als Gruppe richtig zusammengewachsen“, sagt sie. In der Mitte der Woche kam es allerdings zu einem Tiefpunkt. „Ich dachte nur: Die Ikonen müssen gelingen“, erinnert sich Münzel. Abends nahm sie die Bildentwürfe mit nach Hause und korrigierte sie. „Am nächsten Tag machten alle weiter. Da wurden die Ikonen dann wirklich zu ihren Ikonen.“

Die Häftlinge denken gerne an den Kurs. „Ich hatte das Gefühl, ich mache etwas wirklich Wichtiges. Ich habe hoch konzentriert gearbeitet. Das hat richtig Spaß gemacht“, sagt Michael. Er hat besonders darauf geachtet, „dass das Bild strahlt“. Der 31-Jährige versah das Bild der Muttergottes mit dem Jesuskind mit einem hellroten Rahmen – und dachte dabei auch an seine Freundin und ihr gemeinsames Kind. Gerne würde er das Bild in seiner Zelle aufhängen. Josef, der älteste Teilnehmer, fand im Malen die Ruhe, die er sich lange gewünscht hatte. „Ich bin Mal-Laie und fühlte mich eigentlich überfordert, aber irgendwie ist es dann doch gegangen.“ Seine Ikone mit dem hellgrünen Rahmen verbindet er mit einem Ziel: Seiner Entlassung. Sie fällt mit dem Geburtstag seiner Enkelin zusammen, der er das Bild dann schenken will. Sascha schließlich, der in seiner Freizeit auch Bleistiftbilder und Portraits anfertigt, bemühte sich um eine besonders feine Malweise, gerade Linien, filigrane Verzierungen an Buchstaben und Sternen. Sein Jesuskind sieht den Betrachter kindlich-unbeschwert an. Auf die Augen ist der 32-Jährige besonders stolz. „Sie sind sehr plastisch geworden, die gehen mit dem Betrachter mit, wo er auch steht.“ Seine Wiedergabe der Gottesmutter von Kasan wird er seinem Vater schenken.

Michael Kutsch-Meyer freut sich über die Ergebnisse und die positiven Rückmeldungen der Häftlinge. „Der Kurs hat sich über das entstandene Bild hinaus gelohnt. Die Teilnehmer haben sich intensiv mit ihrem Bild beschäftigt, Durchhaltevermögen bewiesen und gemerkt: Mit Engagement kann ich etwas schaffen“, zieht der Gefängnisseelsorger sein Fazit. Eine Neuauflage des Kurses ist geplant.