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Gefährdete Ehen

Datum:
Veröffentlicht: 23.1.09
Von:
Marion Krüger-Hundrup

Viele Beziehungen scheitern, wenn ein Partner hinter Gittern muss. Die JVA Bamberg veranstaltet deshalb Eheseminare

Der schmale, langgestreckte Besuchsraum strömt den Charme eines Wartezimmers beim Arzt aus: bunte Vorhänge, farbige Kunstdrucke an den Wänden, runde Tischchen und Stühle. Das Ambiente täuscht aber nicht über die Gitter an den Fenstern und die abgeschlossenen Türen hinweg. Doch für ein paar Stunden können die vier Männer verdrängen, dass sie in der Justizvollzugsanstalt Bamberg einsitzen. Ihre Ehefrauen sind bei ihnen, und dies nicht etwa, weil die zwei Mal monatlich erlaubte Besuchszeit ansteht. Die Paare absolvieren ein Eheseminar.

Der schmale, langgestreckte Besuchsraum strömt den Charme eines Wartezimmers beim Arzt aus: bunte Vorhänge, farbige Kunstdrucke an den Wänden, runde Tischchen und Stühle. Das Ambiente täuscht aber nicht über die Gitter an den Fenstern und die abgeschlossenen Türen hinweg. Doch für ein paar Stunden können die vier Männer verdrängen, dass sie in der Justizvollzugsanstalt Bamberg einsitzen. Ihre Ehefrauen sind bei ihnen, und dies nicht etwa, weil die zwei Mal monatlich erlaubte Besuchszeit ansteht. Die Paare absolvieren ein Eheseminar.

Der katholische Gefängnisseelsorger Michael Kutsch-Meyer weiß nach vielen Gesprächen mit den Häftlingen, wie gefährdet ihre Ehen sind: Hinter Gittern treibt sie die Angst um, dass die Partnerin draußen jemand anderen findet oder ob sie zu ihm hält. Die Frauen quält nicht selten die Frage, ob ihr Mann nach der Entlassung wieder schlechte Gesellschaft sucht.

Zum gegenseitigen Vertrauen gehört das Gespräch über Sorgen und Nöte. Genau das lernen die Paare im vierteilige Eheseminar, nämlich konstruktiv miteinander zu sprechen und sich gegenseitig zuzuhören. Unterstützt werden sie dabei von geschulten Kommunikationstrainern, zum Beispiel von Gerhard Mall und Christiane Alter. Sie haben zunächst mit den Eheleuten ein Regelwerk für das Gespräch erarbeitet: Ich-Botschaften geben, das Gesagte des Partners wiederholen, um Missverständnisse auszuräumen, dem anderen nicht ins Wort fallen.

"Wir sind keine Therapeuten und machen keine Eheberatung", grenzen Gerhard Mall und Christine Alter ihre Aufgabe ab. Dennoch sind die Fortschritte im Laufe des Seminars greifbar. "Es gelingt den Paaren zunehmend besser, sich auf den anderen Partner einzustellen, durch Nachfragen herauszufinden, was der andere wirklich meint", fassen die Coachs zusammen. Auch das Ungleichgewicht werde ausgeglichen, dass der eine etwa mehr redet als der andere. Beide kämen mehr zum Zug in der Partnerschaft.

Der 30-jährige Nico D. ist seit eineinhalb Jahren mit seiner Frau Stefanie verheiratet. Zwanzig Monate muss er einsitzen, eine lange Zeit für die junge Ehe. Beide sind sich einig, dass das Eheseminar "uns sehr gut hilft, die Probleme überhaupt anzusprechen". Sonst müsste man "per Brief streiten und Tage auf Antwort warten" und wisse nicht: "Was macht die Person draußen? Was denkt die Person innen?" Nico nennt das Seminar "top für einen Häftling. Man lernt, miteinander umzugehen".

Der 42-jährige Alexander P. sitzt schon sieben Monate in U-Haft. Seine Frau und drei Kinder versuchen, sich mit der Situation zu arrangieren. Das Paar nutzt das Eheseminar, um Konflikte zu lösen: "Wir haben eine gewisse Frage- und Zuhörtechnik entwickelt, die wir draußen nicht angewendet haben", sagt Alexander und blickt in die Zeit nach der Haft: Sein Verhalten ändere man nicht von heute auf morgen, meint er. Aber wenn man keinen Ausweg mehr wisse, könne ein solches Seminar auch draußen weiter helfen.

In der letzten Einheit des Kurses wird es um Werte gehen: Auf welche Werte baue ich mein Leben, bauen wir unsere Beziehung? Für Gefängnisseelsorger Kutsch-Meyer steht fest, dass den Gefangenen und ihren Frauen die dauerhafte Partnerschaft als Gottgewolltes ein solcher Wert sein könnte. Er wirbt unter den 200 Häftlingen in der JVA Bamberg bereits für das nächste Eheseminar. Die ersten Anmeldungen liegen vor.

Auf Initiative von Angelika Vogler, Referentin für Ehe- und Familienbildung, Erwachsenenpastoral des Erzbistums Bamberg, wurde erstmalig diese Kursreihe angeboten und soll zu einem festen Angebot in der JVA Bamberg werden.