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„Jeder ist Gottes liebstes Geschöpf“

JVA--BAYREUTH--SCHICK--GEFANGENE--20--DEZEMBER--2009
Datum:
Veröffentlicht: 23.12.09
Von:
Michael Anger, Elke Pilkenroth

Die Weihnachtsbotschaft zu den Strafgefangenen bringen - Erzbischof Ludwig Schick besucht Justizvollzugsanstalt

Bayreuth/Bamberg. „Ja, ich kenne Fulda“, bestätigt ein Gefangener Erzbischof Ludwig Schick und fängt gleich begeistert an, von der früheren Wirkungsstätte des Bamberger Oberhirten zu erzählen. Das ist eine der Begegnungen, die Schick am vergangenen Sonntag, 20. Dezember 2009, in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Bayreuth hatte.

Bayreuth/Bamberg. „Ja, ich kenne Fulda“, bestätigt ein Gefangener Erzbischof Ludwig Schick und fängt gleich begeistert an, von der früheren Wirkungsstätte des Bamberger Oberhirten zu erzählen. Das ist eine der Begegnungen, die Schick am vergangenen Sonntag, 20. Dezember 2009, in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Bayreuth hatte. Der Besuch begann mit einem gemeinsamen Gottesdienst. „Gott hat alle Menschen gut geschaffen. Sie sind gute Menschen und können als solche leben“ wandte sich der Erzbischof an die anwesenden Gefangenen.
Jedes Jahr vor Weihnachten besucht Erzbischof Schick eine JVA. Er möchte das Hirtenschreiben der Deutschen Bischöfe aus dem Jahr 2006 umsetzen: „Denkt an die Gefangenen, als wäret ihr mitgefangen. „Ich möchte den ‚Auftrag der Kirche im Gefängnis’ unterstützen“, so Schick.

Die Eucharistiefeier in Bayreuth wurde von dem deutschlandweit einzigen „Gefangenenchor“ der JVA mitgestaltet, der auch „draußen“ auftritt. Voll Stolz nennt sie JVA-Chef Dieter Waas „unsere Botschafter und Öffentlichkeitsarbeiter, die draußen zeigen, dass hier drinnen Menschen leben“. Ganz auf dieses Menschsein bezieht sich der Erzbischof auch in seiner Predigt. „Jeder von uns ist Gottes liebstes Geschöpf“, verkündet er den rund 150 Mitfeiernden und erzählt die Weihnachtsgeschichte „Die Brücke“, die Menschen miteinander verbindet, die sich sonst einander fremd werden. Brücken zu bauen gelte es auch zwischen der JVA und „draußen“, aber auch innerhalb der Zwangsgemeinschaft in der Anstalt.

Bei dem anschließenden Treffen kommt Erzbischof Schick mit Menschen ins Gespräch, die schon oft Weihnachten hinter Gittern feiern mussten. „Ich bin in Gedanken bei Ihnen“, versichert er. Der Chef der JVA-Zeitung, die bei aller vorgeschriebenen Zensur versucht, gerade den Neuen Wegweiser zu sein, Nachdenkliches und Humoristisches zu bieten, wendet sich an den Gast: „Bitte, schließen Sie auch unsere Familien in Ihre Gebete ein und die Menschen, denen wir Leid angetan haben“.

Beim Gespräch mit dem Personal betont der Erzbischof, dass die 350 Bediensteten wichtige Arbeit an den fast 900 Gefangenen leisten. Die Resozialisierung müsse im Mittelpunkt stehen, denn Gerechtigkeit herrsche nur, wenn vor der Vergebung die Buße und Umkehr komme. „Aber diese Menschen können nur gut werden, wenn sie auch das Gute in sich zu erkennen vermögen“, folgert der Erzbischof.

Das religiöse Angebot sei wichtig für den Frieden in der Anstalt, meint ihr Leiter. Es helfe den Gefangenen, die Gedanken zu ordnen und gebe Sicherheit, weil sie wüssten, es ist immer jemand da, mit dem sie vertrauensvoll sprechen können. Eine besonders schwere Zeit durchlebten viele Gefangene gerade in der emotional aufgeladenen Weihnachtszeit, gibt der Gefängnisseelsorger, Pastoralreferent Alexander Doerfler, zu bedenken. Schick: „Es ist wichtig, dass ich jeweils in der Vorweihnachtszeit im Namen aller Christen der Erzdiözese dieses Zeichen setze, damit die Gefangenen wissen: Ihr seid nicht abgeschoben, ihr seid wertvolle Menschen.“ Im nächsten Jahr wird der Erzbischof mit den Gefangenen der JVA Nürnberg Advent und Weihnachten feiern.